Change Forum: Junge Menschen diskutierten mit Wissenschaft, Politik und Gesellschaft

Wie können wir unser Leben nachhaltiger gestalten – auch angesichts der Veränderungen durch die Corona-Krise: Diese Frage treibt nicht nur Expert*innen aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft um, sondern vor allem auch die kommende Generation. Allerdings: In den direkten Austausch dazu kommen junge Menschen und Expert*innen noch eher selten. Genau dafür hat die die Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030 (wpn2030) nun gemeinsam mit dem Tagesspiegel Raum geschaffen. Bei dem virtuellen Barcamp “Change Forum“ am 27. August und 17. November 2020 diskutierten sie gemeinsam verschiedene Leitfragen, daraus entstanden vier Empfehlungen für die Politik.

Hier finden Sie eine Zusammenfassung der Veranstaltungen und die Empfehlungen sowie die Video-Dokumentation und weitere Austauschmöglichkeiten

 

Zusammenfassung

Mit der Agenda 2030 haben sich die Staaten der Vereinten Nationen (VN) zu 17 als politische Forderungen Nachhaltigkeitszielen für eine bessere Zukunft verpflichtet. Sie umfassen ökonomische, ökologische und soziale Aspekte: keine Armut, Gesundheit oder nachhaltiger Konsum sind einige von ihnen.

Um die ambitionierten Ziele zu erreichen, muss ein aktiver und regelmäßiger Austausch zwischen den Generationen sowie Wissenschaft, Politik und Gesellschaft stattfinden. Das virtuelle Change Forum des Verlags Der Tagesspiegel setzt genau hier an. Gemeinsam mit der Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030 werden die Diskussionsstränge zusammengeführt.

Anknüpfend an das erste Forum von Ende August diskutierten am 17. November über 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an vier Thementischen über eine nachhaltige Zukunft. Vier „Tablecaptains“ von der Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030 und der Hochschule Aalen moderierten die Tische, alle konnten mitdiskutieren.Ziel der Diskussionen war es, bis zu fünf zentrale Themen zu ermitteln, die als politische Forderungen an die Politik adressiert werden.

wpn2030-Lenkungskreismitglied Günther Bachmann

Was müssen wir für die Nachhaltigkeit tun?

„Die Probleme sind derzeit noch größer als die Lösungen“, sagte Prof. Günther Bachmann, Lenkungskreismitglied der WPN 2030, in seinem Impulsvortrag. Das läge auch an globalen Gleichzeitigkeiten wie Reichtum und Armut. Zugleich gebe es aber mehr Ideen und ausgebildete Menschen als je zuvor. Die Herausforderung: In verschiedenen Bereichen anders zu agieren als vorher.

Swenja Dorn vom Netzwerk N wies in ihrem Vortrag darauf hin, dass Diskurse immer noch zu linear ausgerichtet seien. Gerade in der Hochschulpolitik gebe es zu wenig Kontakte nach außen: „mit der Stadt oder Betrieben, die den Hochschulalltag nachhaltiger gestalten könnten“. Nachhaltige Ideen von Studierenden, die es eigentlich für einen innovativen Zukunftsdialog bräuchte, würden im Diskurs nicht berücksichtigt.

Swenja Dorn vom Netzwerk N. Foto: Sören von Hertzberg

Zukunftsdialog an den Thementischen

Gleichheit, Solidarität, Frieden und Gerechtigkeit sowie weitere Stichpunkte bildeten die Diskussionsgrundlage von Thementisch I. „Menschen und Umwelt nicht als Ressource sehen“ und „neue gemeinwohlorientierte Institutionen“ sind einige Notizen, welche die Gruppe im virtuellen Whiteboard festhielt. Die Forderung fasste Tablecaptain Merle Remy (IASS) nach der einstündigen Diskussion in zwei Begriffen zusammen: „Kulturelle Entwicklung und gesetzliche Regelungen“. Nachhaltige Institutionen, die auf Gerechtigkeit und Solidarität basieren, könnten alte Strukturen verdrängen. Außerdem brauche es klare gesetzliche Regelungen, um beispielsweise Steuerparadiese abzuschaffen.

Wie muss sich die Bildung in Zukunft ändern? Mit dieser und anderen Fragen beschäftigte sich Thementisch II. „Wir haben festgestellt, dass digitale Bildung mehr ist als nur die Digitalisierung der Bildung“, sagte Tablecaptain Prof. Ulrich Holzbaur. Zuallererst müsse der Zugriff auf digitale Infrastruktur für alle gegeben sein. Darüber hinaus brauche es – in Orientierung an die von den VN definierten „Sustainable Development Goals“ (SDGs) – neue Lerninhalte: mit dem Fokus nachhaltige Entwicklung, MINT-Fächer oder neue Arten der Betriebswirtschaft. Jugendliche sollten in Bildungsprozesse miteinbezogen werden.

Über eine nachhaltige Transformation bezüglich Lebensstil und Konsum diskutierte Thementisch III. Wie schafft man dabei den Ausgleich zwischen Kollektivität und notwendig für nachhaltige Veränderungsprozesse“, fasste Tablecaptain Sebastian Leskien (wpn2030) zusammen. Notwendig sei zudem eine schrittweise Veränderung Richtung Nachhaltigkeit, um mehr Menschen mitzunehmen.

Der Wegfall von Armut ist eine Voraussetzung für die Zukunft, stellten die Teilnehmerinnen und Teil-nehmer von Thementisch IV fest. Ihr Vorschlag: „Armut und Reichtum sollten immer zusammen gedacht werden“, sagte Tablecaptain Dr. Anne Ellersiek (wpn2030) für ihre Gruppe. In der Diskussion wurde auch deutlich, dass in der universitären Lehre neben der ökologischen auch die soziale und die ökonomische Ebene aufgenommen und in Praxisprojekten vertieft werden sollte. Im Hinblick auf die Pandemie zeigte sich, dass nicht nur die physische Gesundheit, sondern auch psychische Belastungen und ihr Zusammenspiel mit Armut (Existenzängste) zukünftig eine Rolle spielen sollten.

Gemeinschaftswerk Nachhaltigkeit

17 Nachhaltigkeitsziele, zwei Foren, vier Thementische: „Nachhaltigkeit ist ein Gemeinschaftswerk“, fasste Dr. Falk Schmidt, Leiter der Geschäftsstelle der wpn2030, zusammen. Es ginge darum, Menschen zusammenzubringen, Ideen weiterzudenken – und ihnen Gehör zu verschaffen. „Wir verpflichten uns, weitere Change Foren zu veranstalten, um mehr Menschen zu erreichen“, schlug Tagesspiegel-Herausgeber Stephan-Andreas Casdorff vor. Die WPN 2030 wiederum wolle die Ergebnisse der Foren in die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie einspeisen.

 

Vier Empfehlungen an die Politik:

1. Kulturelle Enwicklungen und gesetzliche Regelungen:  Neue nachhaltige Institutionen und Systeme, Wegfall der Ausbeutung von Menschen und Umwelt, klare gesetzliche Regelungen für wirtschaftliche Gerechtigkeit

2. Digitale Bildung mit neuen Lerninhalten: Zugang zu digitaler Infrastruktur für alle Lernenden, neue Lerninhalte in Orientierung an die SDGs (nachhaltige Entwicklung, MINT-Fokus, neue Arten der Betriebswirtschaft), Jugendbeteiligung

3. Transformation: Ausgleich zwischen unterschiedlichen Interessen, mehr Befürworter durch eine „Politik der kleinen Schritte“ gewinnen, transparentere Informationen über die Konsequenzen von Konsumprodukten

4. Verbindung zwischen Armut, Reichtum und Gesundheit: Aufnahme der Säulen Ökologie, Wirtschaft und Soziales in die universitäre Lehre, Verbindung zwischen Armut und Reichtum sowie Gesundheit / psychische Belastungen und Armut herstellen

 

Video-Dokumentation und weiterer Austausch

Aufzeichnungen der einzelnen Thementische sowie alle weiteren Programmpunkte können hier noch einmal online nachverfolgt werden:

Opening
Table I: Gleichheit + Solidarität + Frieden = Gerechtigkeit?
Table II: Innovation + Bildung = Nachhaltige Zukunft?
Table III: Ich + Du = Wir?
Table IV: Hunger + Krankheit – Armut = Zukunft?
Wrap-up

Darüber hinaus lädt die wpn2030 und der Tagesspiegel alle Interessierten ein, den Dialog aufrecht zu erhalten, wir freuen uns auf einen lebendigen Austausch. Besuchen Sie uns auf LinkedIn und werden Sie Teil unserer virtuellen Themengruppen.

Hier geht es zu den LinkedIn Themengruppen:

I: Gleichheit + Solidarität + Frieden = Gerechtigkeit?
II: Innovation + Bildung = Nachhaltige Zukunft?
III: Ich + Du = Wir?
IV: Hunger + Krankheit – Armut = Zukunft?

 

Weitere Infos zum ersten Teil des Change Forums:

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