DNS-Labs

Die DNS-Labs sind ein Format der wpn2030, mit dem integriertes Wissen für die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie agil erarbeitet wird.

Ziel der DNS-Labs

Für die wirksame Umsetzung und Weiterentwicklung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie (DNS) müssen fortlaufend neu auftauchende Themen exploriert sowie wissenschaftlich basierte Impulse entwickelt werden, um Transformationen (weiter) anzuschieben. Die Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030 (wpn2030) tut dies, je nach Fragestellung und Zweck, über unterschiedliche Prozesse wie etwa Arbeitsgruppen, Konsultationen, Konferenzen oder den Beirätedialog. Mit dem „DNS-Lab“ hat die wpn2030 ein weiteres Format aufgesetzt, das besonders auf Agilität setzt. Bezüglich einer spezifischen Fragestellung werden in kurzer Zeit (halber Tag) und mit wissenschaftlichen Methoden in Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung Perspektiven aus einem breiten transdisziplinärem Spektrum integriert, um neue Themen zu explorieren oder/und Impulse für Transformationen zu entwickeln.

Das erste Lab wurde zum Thema nachhaltiges Konsumieren und Produzieren durchgeführt.

Zum DNS-Lab “Konsum”

 

Verortung der DNS-Labs

Die Begriffe „Labor“ / „Lab“ werden in verschiedenen wissenschaftlichen Kontexten unterschiedlich genutzt. Das DNS-Lab ist verortet im Rahmen transformativer und transdisziplinärer Prozesse. In der zeitlichen Dimension unterscheidet es sich dabei indes von Labs, die als „reine“ Forschungsvorhaben fungieren. Solche – wie etwa Reallabore – laufen üblicherweise über mehrere Jahre, während das DNS-Lab in der Durchführung auf einen halben Tag angelegt ist. Eine weitere Besonderheit des DNS-Lab ist die klare Einbindung in die laufenden Prozesse der DNS, wie etwa in die (Vorbereitungsrunden der) quartalsmäßigen Staatssekretärsausschüsse für nachhaltige Entwicklung.

Eine ausführliche Verortung des Bearbeitungsformats „DNS-Lab“ in der Wissenschaftslandschaft und den vielfältigen Anwendungen von „Labs“ hat die wpn2030 vorgelegt in einer Hintergrundstudie, die von Antonietta Di Giulio und Rico Defila (Universität Basel, Internationale & interuniversitäre Forschungsgruppe Inter-/Transdisziplinarität) erarbeitet wurde.

Merkmale eines DNS-Labs

Themen- und Zielsetzung: Jedes DNS-Lab ist auf ein spezifisches Thema und ein spezifisches Ziel ausgerichtet. Das Thema ist dabei in seiner Konkretion und Beschreibung so gewählt, dass es für möglichst viele unterschiedliche Disziplinen und gesellschaftliche Akteure relevant und anschlussfähig ist. Die Eingrenzung des Themas wird mittels verschiedener Methoden vorgenommen, die fachliche Zugänge beziehungsweise Interessen unterschiedlicher Akteure beleuchten.

Das Ziel eines DNS-Labs bezieht sich indes immer auf eines der beiden übergeordneten Ziele – entweder auf die Exploration eines Themas oder auf das Voranbringen einer Transformation. In allen Fällen ist ein „DNS-Lab“ ergebnissoffen angelegt. Für eine Exploration kann etwa angestrebt werden, die Breite des Themas auszuleuchten, (neue) weiterzubearbeitende Aspekte des Themas zu erschließen oder Bedarfe und Dringlichkeiten aus der gesellschaftlichen Praxis für die Forschung zu identifizieren. Die vertiefende Bearbeitung eines explorierten Themas kann beispielsweise im Anschluss im Rahmen der wpn2030 mit längerfristigen Arbeitsformaten verfolgt oder aber an die Wissenschaft rückgekoppelt werden. Eine beispielhafte Themen- und Zielstellung eines explorativen DNS-Labs – angelehnt an bisherige wpn2030-Arbeitsprozesse – könnte lauten: „Wie können bestehende Forschungsergebnisse zum Thema Suffizienz und nachhaltiger Konsum in „politikfähige“ Prozesse eingebracht werden?“

Ein „DNS-Lab“, das Transformationen anregen beziehungsweise voranbringen soll, zielt indes etwa darauf ab, Erfahrungen aus experimentellen (umsetzungsbezogenen) Pilot-Projekten fruchtbar zu machen oder lohnende Ansatzpunkte für die Umsetzung von Transformationen (und für entsprechendes Regierungshandeln) zu identifizieren. Hierfür kommen jene Belange in Frage, wo bereits für konkrete Anlässe aufgrund bestehenden Wissens Empfehlungen kollektiv erarbeitet werden können. Eine beispielhafte Themen- und Zielstellung eines DNS-Labs – angelehnt an bisherige wpn2030-Arbeitsprozesse – könnte lauten: „Wie können nachhaltigkeitsbezogene Lösungsvorschläge konsequenter als bislang entlang verschiedener SDGs bzw. Indikatoren der DNS in die laufenden Diskussionen zur Verkehrs- bzw. Mobilitätswende eingebracht werden?

Teilnehmende: Vor dem Hintergrund des Themas und des Ziels führt ein „DNS-Lab“ Akteure aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft mit unterschiedlichen Perspektiven und Wissensbeständen zusammen. Damit folgt es einem originär inter- und transdisziplinären Ansatz und arbeitet mit einer „künstlichen Gruppe“ (das heißt, einer die ausschließlich für dieses DNS-Lab zusammengestellt wird). 10 bis 30 Personen nehmen teil. Auf Augenhöhe bringen sie alle ihre jeweilige Expertise in das „DNS-Lab“ ein und leisten einen substanziellen Beitrag zum gemeinsam erarbeiteten Wissen. Auch die Auswahl der einzuladenden Teilnehmenden beruht auf einem methodischen Prozess, der eine Einbindung verschiedener Perspektiven auf das Thema ermöglicht und Akteure zusammenbringt, die mittelbar oder unmittelbar einen Einfluss auf den Diskurs und die Entscheidungen rund um das gewählte Thema haben. Die systematische Einbindung der wpn2030 in die Dialog- und Umsetzungsprozesse der DNS stellt dafür eine wichtige Voraussetzung dar.

Geschützter Raum:  Ein DNS-Lab findet in einem geschützten Raum mit Chatham-House-Regel in wertschätzender Atmosphäre statt, um einen offenen Austausch der unter Umständen sehr unterschiedlichen Perspektiven anzuregen. Der geschützte Raum, insbesondere auch im Rahmen der primär politisch sowie zivilgesellschaftlich besetzten Nachhaltigkeitsarchitektur, ermöglicht es den Teilnehmenden auch Ideen zu entwickeln und mit Akteuren in den Austausch zu treten, die außerhalb eines solchen Raumes nicht in diesem Maße zur Sprache kämen. Dieses Ziel ist auch ein wesentlicher Gründungsimpuls der wpn2030 und wird mit dem Format „DNS-Lab“ noch einmal unterstrichen. Der gemeinsamen Reflexion von verschiedenen Perspektiven auf ein Thema kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, wie auch der Möglichkeit, die Komfortzone zu verlassen, Abstand zu nehmen von der eigenen Position und auch der Äußerung vorläufiger Überlegungen.

Integriertes Wissen:  Im Zentrum eines „DNS-Lab“ steht die Erzeugung integrierten (und in diesem Sinne neuen) und sowohl für Politik wie Wissenschaft relevanten Wissens. Die Entstehung dieses integrierten Wissens ist dabei auch für Dritte glaubhaft nachvollziehbar, insbesondere die Fokussierung des Themas, die Auswahl der einzuladenden Teilnehmenden, die Wahl der eingesetzten Methoden für die Wissensgenerierung und die im Zuge der Wissensintegration getroffenen Entscheidungen während des „DNS-Labs“.

Ablauf eines DNS-Labs

Ein „DNS-Lab“ gestaltet sich immer in einer wiedererkennbaren Weise: Nach einer Begrüßung folgt eine Phase der Perspektivenreflexion, in welcher die Teilnehmenden die Perspektive anderer auf das Thema kennenlernen und ihre eigene reflektieren. Im Anschluss folgt eine Arbeitsphase, zur integrierten Wissensgenerierung (vgl. Abbildung 1). Diese Arbeitsphase nimmt den überwiegenden Teil in einem „DNS-Lab“ ein. In dieser Phase kommen je nach Typ des Labs (Themenexploration oder Umsetzungs-/Transformationserkundung) und dem jeweiligen Ziel des DNS-Labs verschiedenartige Methoden (mit etwa analytischen oder narrativen Ansätzen) zur Anwendung. Die Chatham-House-Regel findet Anwendung.

Kennzeichnend für den Ablauf eines „DNS-Lab“ ist neben der obigen Struktur eine inhaltsreiche Moderation aus den Arbeitsprozessen der wpn2030, die sicherstellt, dass die Arbeit im „DNS-Lab“ zwar ergebnissoffen erfolgt, gleichzeitig aber die Ziele des Labs im Auge behalten wird und im Kern konkrete Ergebnisse erarbeitet werden. Dabei kommt der Moderation eine inhaltliche Verantwortung mit Blick auf die Beiträge der Teilnehmenden zu wie auch eine methodische Verantwortung im Zuge des Einsatzes verschiedener Techniken der Wissensgenerierung und -zusammenführung. Wichtig ist auch die Rolle der Moderation bei der Förderung der Kommunikation zwischen den Teilnehmenden und gegebenenfalls der Überwindung von Kommunikationsbarrieren.

Das Format ist bislang als Präsenzveranstaltung konzipiert und wird aus gegebenem Anlass für verstärkte Online-Anwendungen weiterentwickelt.

Nachbereitung 

In der Nachbereitung eines „DNS-Lab“ erfolgt eine Dokumentation. Zum einen wird das genaue Vorgehen abgebildet, so dass es transparent und wissenschaftlich nachvollziehbar ist. Zum anderen werden die erarbeiteten Ergebnisse synthetisiert und festgehalten. Diese können im Anschluss weiter verarbeitet werden, etwa zur Zuspitzung für spezifische Bedarfe des Science-Policy-Dialogs im Rahmen der DNS.

Ergebniskommunikation 

Die Ergebnisse eines „DNS-Labs“ werden kommuniziert an die Personen, die in die Vorbereitung und Durchführung eingebunden waren, und auch an die Bundesregierung zur Umsetzung und Weiterentwicklung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie und der deutschen Nachhaltigkeitspolitik. Konkrete Ansatzpunkte können zum Beispiel Themen des Staatssekretärsausschusses für nachhaltige Entwicklung sein, wie auch andere aktuelle Anlässe. Zudem werden neue Forschungsfragen, die sich durch die DNS-Labs und den Dialog mit der Politik ergeben, in die Wissenschaft rückgekoppelt und können auch in längerfristig orientierten Bearbeitungsprozessen der wpn2030 aufgegriffen werden.

Grafische Darstellung eines DNS-Labs

Beschreibung der DNS-Labs zum Download:

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