Fachgespräch: Konsum und Sozioökonomie

Warum konsumieren wir, was und wie wir konsumieren, warum konsumieren wir immer mehr – und warum ist eine Entwicklung hin zu nachhaltigerem Konsum so schwierig? Um solche Fragen beantworten und Lösungsansätze für nachhaltigeren Konsum entwickeln zu können, bedarf es nicht nur wirtschaftlicher, sondern auch gesellschaftlicher Betrachtungen –  und oftmals sind beide Aspekte aufs Engste miteinander verflochten. Wissenschaftliche Grundlagen dafür bietet vor allem die Sozioökonomie, die soziale und wirtschaftliche Aspekte in ihren Wechselwirkungen analysiert.

Die AG „Nachhaltiger Konsum“ hat deshalb auch die sozioökonomische Perspektive ins Zentrum ihrer Arbeit gerückt. Dafür hat sie unter anderem ein Fachgespräch geführt mit Expertinnen und Experten aus verschiedenen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen. Erkenntnisse aus Sozialtheorie, Designforschung, Marktforschung, vom Verbraucherstandpunkt und aus der politischen Umsetzungspraxis wurden dabei ausgetauscht und gebündelt. Das Treffen fand im Mai 2018 in Potsdam statt. Die Ergebnisse fließen ein in die weitere Bearbeitung des Themas durch die Wissenschaftsplattform.

Die zentralen geteilten Aussagen der Diskussion waren:

  • Konsummuster in Gesellschaften sind hochgradig komplex und kulturell geprägt. Menschen und Gruppen agieren darin zum Beispiel nach unterschiedlichsten, vielschichtigen Handlungsmotiven (etwa Überleben, Prestige, Genuss, etc.),  und diese sind wiederum von vielen weiteren äußeren Faktoren abhängig (etwa soziale Schicht, Bildung, moralische Einstellungen etc.).
  • Um auf Konsummuster wirksam im Sinne der Nachhaltigkeit einzuwirken, müssten politische Strategien auf die Komplexität mit differenzierten Lösungsansätzen antworten.
  • Das geschieht noch nicht in ausreichendem Maße. Daher führten bisherige politische Lösungsansätze für nachhaltigeren Konsum oftmals zu negativen Neben- und Folgewirkungen, etwa zur Ausgrenzung einzelner gesellschaftlicher Gruppen von Konsumangeboten und/oder zu Widerständen gegen Nachhaltigkeitsmaßnahmen.
  • Für die Erforschung komplexer ökonomischer und sozialer Wechselwirkungen beim Konsum gebe es noch viel Potenzial. Eine Fülle von Daten aus der Sozial- und Wirtschaftsforschung sei bereits vorhanden, diese könnten allerdings noch besser mit einander verknüpft werden, etwa hinsichtlich der genannten Komplexitäten.
  • Reallabore wären eine geeignete Methode, um verschiedene differenzierte Politik-Strategien im Kleinen zu erproben, um die erfolgreichen dann auszuweiten.
  • Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie bedürfe einer differenzierteren Indikatorik, um die sozioökonomischen Herausforderungen für einen Nachhaltigen Wandel besser abzubilden.
  • Nachhaltiger Konsum sei indes unabhängig von der Einkommenskraft, das belegen Studien. Insofern müsse ein kultureller Wandel alle gesellschaftlichen Schichten durchdringen, was wiederum genutzt werden könnte, um die integrative Kraft des Wandels zu befördern.

Teilgenommen haben:

Christian Haubach (Institut für Industrial Ecology – INEC)
Jörn Lamla (Universität Kassel)
Christa Liedtke (Wuppertal Institut)
Christian Löwe (Kompetenzzentrum Nachhaltiger Konsum)
Tobias Reichert (Germanwatch)
Ulrike Schell (Verbraucherzentrale NRW)
Regina Schwegler (INFRAS)

Weitere Dialoge der Arbeitsgruppe

  1. Wechselwirkungen von Wirtschaft und Kultur beim Konsum standen im Zentrum eines Fachgesprächs, das die AG “Nachhaltiger Konsum” mit Experten der Sozioökonomie führte. Es fand im Mai 2018 in Potsdam statt.

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  2. Wie wirkt die Digitalisierung auf den Konsum ein? Darüber diskutierte die AG „Nachhaltiger Konsum“ mit Experten aus verschiedenen Bereichen. Das Fachgespräch fand im Mai 2018 in Potsdam statt.

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  3. Zwei Studien hat die AG “Nachhaltiger Konsum” ausgeschrieben, die auf der bisherien Arbeit aufbauen.

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