Arbeit & Nachhaltigkeit

Die Arbeitswelt befindet sich weltweit in einem massiven Wandlungsprozess – und dieser wird auch entscheidend sein für eine nachhaltige Entwicklung. Impulse für eine nachhaltige Arbeitswelt von morgen gibt die Wissenschaftsplattform der Bundesregierung im Rahmen der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie.

Arbeit, Nachhaltigkeit und die Rolle der Wissenschaft

Rasante Umwälzungen kennzeichnen bereits jetzt die Arbeitswelt und rütteln an ihren klassischen, industriegesellschaftlichen Fundamenten. Was wir arbeiten, wie wir arbeiten, für wen wir arbeiten, was uns Arbeit bedeutet und welche Funktionen sie erfüllt – all das befindet sich im Umbruch und wird weitreichende Auswirkungen haben: sowohl auf die einzelnen Arbeitenden als auch eine globale nachhaltige Entwicklung.

So stellt etwa die Ausweitung informeller und prekärer Arbeitsverhältnisse wichtige Funktionen klassisch industriegesellschaftlicher Arbeit in Frage: Sinnstiftung und Anerkennung genauso wie Teilhabe und Absicherung. Mögliche Negativfolgen solcher Entwicklungen sind individuelle und gesellschaftliche Destabilisierungen.

Gleichzeitig birgt die Abkehr vom klassischen industriellen Arbeitsregime auch Chancen: Technologische und soziale Innovationen könnten signifikante Fortschritte bringen, etwa hin zu weniger Rohstoffverbrauch in Arbeitsprozessen und mehr gesellschaftlicher Teilhabe.

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Der Soziologe Stephan Lessenich erläutert, weshalb die Gestaltung der Arbeitswelt entscheidend ist für einen nachhaltigen Wandel.

Wie lassen sich nun Chancen nutzen und Risiken eindämmen, um die Arbeitswelt von morgen nachhaltig zu gestalten? Eine grundlegende Voraussetzung dafür ist, dass Arbeit umfassend in ihren Nachhaltigkeitsdimensionen betrachtet wird, und gleichzeitig Arbeit ins Zentrum von Nachhaltigkeitsdebatten gerückt wird.

Bislang stehen bei politischen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Auseinandersetzungen zum Thema meist die sozialen und ökonomischen Aspekte von Arbeit im Vordergrund. Selten werden alle drei Dimensionen der Arbeit einbezogen und abgewogen, wie es für eine nachhaltige Betrachtung notwendig wäre: Wertschöpfende Potenziale der Arbeit, soziale Funktion sowie ökologische Konsequenzen.

Erschwerend kommt hinzu, dass auch in den umfassenden Nachhaltigkeitsdebatten Arbeit noch nicht ins Zentrum gerückt worden ist.

Rolle der Wissenschaft

Fest steht aber: Veränderungen in der Arbeitswelt haben massive Auswirkungen auf die Stabilität und Dynamik von Wirtschaft, Gesellschaft und Ökologie. Das gleiche gilt auch umgekehrt – zumeist auch in globaler Hinsicht – und wirkt letztlich wieder zurück auf den einzelnen arbeitenden Menschen.

Insofern müssen die komplexen Spannungsfelder stets mitgedacht, transdisziplinär diskutiert und ausbalanciert werden, wenn es darum geht, Arbeit nachhaltig zu gestalten und durch sie weitergehende nachhaltige Effekte zu erreichen.

Hier ist auch die Wissenschaft im Austausch mit beteiligten Akteuren gefragt, um mit innovativen und transdisziplinären Ansätzen ihren Beitrag zu leisten. Dabei gilt es auch, Arbeit weiter ins Zentrum von Nachhaltigkeitsdebatten zu rücken.

Wie sich die Plattform mit dem Thema befasst

Zentrales Ziel der Arbeitsgruppe zur Zukunft der Arbeit ist es, Bearbeitungslücken, Zielkonflikte und drohende Anachronismen in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie aufzuzeigen. Denn die gegenwärtigen Umbrüche in der Arbeitswelt wirken bereits so tiefgreifend, dass sie die aktuelle Ziel- und Rahmensetzung zum Thema zu überholen drohen – so ist etwa die Digitalisierungsdimension in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie nur unzureichend mitbedacht.

Und auch in ihrer wissenschaftlichen Betrachtung schlägt sich die rasante Dynamik der Arbeitswelt nieder: Vor allem mit Blick auf sein Zusammenwirken mit Nachhaltigkeitsaspekten weist der immer größer und bedeutender werdende Dienstleistungssektor noch gravierende Forschungslücken auf.

Ein Impuls für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie

Genau diese Herausforderungen wird die Arbeitsgruppe aufgreifen. Sie wird einen nachhaltigkeits- und zukunftsrelevanten Arbeitsbereich auch in seiner Bedeutung für die alltägliche Lebensführung und in globalen Zusammenhängen analysieren – die Dienstleistungsarbeit in der Mobilitätswende – und daraus einen exemplarischen Impuls für die Umsetzung und Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie generieren.

Unter anderem wird die Gruppe einen Überblick erarbeiten zu den Veränderungen, die in der Arbeitswelt durch neue, häufig digital gestützte, gemeinschaftliche Mobilitätsangebote entstehen.

"Die Arbeitswelt ist im Umbruch und die Digitalisierung wird weitere Innovationen ermöglichen, die den Transformationsprozess massiv vorantreiben. Mit unseren Ergebnissen wollen wir dazu beitragen, dass die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie die aktuellen und künftigen Dynamiken in der Arbeitswelt hinreichend berücksichtigen kann."

Marion A. Weissenberger-Eibl

Marion A. Weissenberger-Eibl, Institutsleiterin Fraunhofer ISI, Lehrstuhl Innovations- und TechnologieManagement iTM am Karlsruher Institut für Technologie KIT

Die Gruppe geht dabei von einem erweiterten Arbeitsbegriff aus: Einerseits geht es um erwerbsförmige Arbeitsverhältnisse auf Seiten der Produzierenden von Mobilitätsdienstleistungen. Andererseits sind auch die – durch gemeinschaftliche Mobilitätsformen angestoßenen beziehungsweise ermöglichten – Rekonfigurationen von Erwerbsarbeit und anderen, nicht erwerbsförmigen Tätigkeiten von Interesse.

Zusätzlich wird die Arbeitsgruppe Dialoge und Debatten zum Thema Arbeit bereichern. Sie will sowohl das Thema Nachhaltigkeit im Arbeitsdiskurs stärken als auch die Bedeutung von Arbeit im Nachhaltigkeitsdiskurs herausstellen.

Wie die Ergebnisse weitergetragen werden

Die Wissenschaftsplattform speist ihre Ergebnisse ein in verschiedene politische Prozesse zur Umsetzung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie und zur globalen Agenda 2030 sowie in die Wissenschaft zur Anregung weiterer Forschung.

Arbeit in der Agenda 2030

Beteiligung

Die Wissenschaftsplattform lädt alle Interessierten aus Wissenschaft und Gesellschaft ein, sich in den Arbeitsprozess einzubringen und an den Austauschformaten teilzunehmen. Kontakt können Sie über unsere Geschäftsstelle aufnehmen.

Weitere Themen der wpn2030

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